Das Wichtigste zuerst: Kommendes Wochenende (01./02. Februar) findet im Tempel 1844 in Hamburg eine Moishe-Moser-Ausstellung statt. Besuch dringendst empfohlen.
Moishe Moser, vielleicht wissen es nicht alle, hat den Punkrock nach Deutschland gebracht. Details finden sich im uneingeschränkt empfehlenswerten Buch „Das ZickZack-Prinzip“ von Christoph Meueler. Dort erfährt der geneigte Leser wie Moser und Alfred Hilsberg – von Artikeln im NME und Melody Maker neugierig geworden – 1976 nach London fuhren und dort in die Punkwelt eintauchten. Vom Punk mit seinem ästhetischen Antikonzept zum Kleinbürgertum, welches sozusagen die kambrische Explosion der kreativen Gegenkultur auslöste, und der rohen Kraft der dortigen Konzerte – beispielsweise von The Damned – hoch beeindruckt, fuhren die beiden fortan regelmäßig nach England und besuchten Festivals und Konzerte, vernetzten sich mit Bands, Fanzine-Machern, Labeln und Vertrieben, und – kauften haufenweise Platten, die ihnen zurück in Deutschland aus den Händen bzw. direkt aus dem Kofferraum gerissen wurden.
Später veranstalteten Moser und Hilsberg mit den Vibrators und The Clash die allerersten Punkkonzerte in Berlin, Hamburg und Hannover. Bekanntlich gründete Hilsberg später das Plattenlabel ZickZack. Statt vermainstreamten Majorlabel-Weichspül-Version von Punk förderte er dort Gegenkultur-Musik mit deutschen Texten und überführte damit Punk in die (gute Version der) NDW und machte so etwas wie die „Hamburger Schule“ in den 90ern erst möglich. Doch Sie sehen, ich schweife ab. An dieser Stelle nochmals der Lesetipp zu Meuelers Buch „Das ZickZack-Prinzip“, in dem man noch viel mehr über dieses spannende Stück Kulturgeschichte erfährt.
Kommen wir zurück zu Moishe Moser. Nach seiner Zeit mit Hilsberg wurde er als bildender Künstler international aktiv und lebte zeitweise in Los Angeles, später wieder in Hamburg. Moser arbeitete in Collagenmischtechnik. Alles Mögliche gerade in Reichweite befindliche, konnte als Bestandteil in seinen Bildern enden. Und manchen seiner Bilder kann man ein regelrechtes Eigenleben attestieren, er überarbeitete sie immer und immer wieder – bis hin zu kompletten Revisionen. Gut nachvollziehen lässt sich dies beispielsweise im Bild Golem, welches als Foto in nicht weniger als drei komplett unterschiedlichen aber doch wiedererkennbaren Versionen festgehalten wurde. Moser verstarb 2017. In der von Barbara Moser und Ebba Durstewitz für die Galerie Holthoff Mokross kuratierten Ausstellung im Tempel 1844 in der Poolstraße in Hamburg, werden die meisten erhaltenen Originale zu sehen sein. Außerdem wird dort ein von 30Quadrat gestaltetes 56-seitiges Katalögchen/Bildbändchen zur Ausstellung zu bekommen sein.
moi.
Ausstellung mit Bildern von Moishe Moser
01. Februar 2020 18-22h (Vernissage) und am 02. Februar 2020 14-18h
Tempel 1844, Poolstraße 12, Hamburg