Jan Casagrande

Jan Casagrande - Künstler

… gibt dem dreidimensionalen Rauschen eine optische Entsprechung und forscht nach Mustern und den Prozessen unseres Denkens. In seiner Galerie 30 QUADRAT lagen die Cyanotypien-Edition Cyanowaves und die jeweils neunteiligen Serien Volumetric Noise und Voronoi Cubism vor.

Cyanowaves (2019)

Volumetric Noise (2018)

Jan Casagrandes Serie „Volumetric Noise – 5f“ ist ein farbenprächtiges Eintauchen ins Unsichtbare, in die Welt unter uns. Seine abstrakten Rausch-Synthesen versinnbildlichen die ästhetische Odyssee des Homo Digitalis, der sich auf seiner Reise ins Reich der Annahmen unrettbar und voller Genuss verirrt. Hinter dem Sichtbaren ist hier nach dem Trivialen! Der Betrachter sieht seine Denkmuster herausgefordert und nicht selten ad absurdum geführt. In der Erwartung befangen, Muster entdecken zu können, verliert er sich zunehmend im Unvorhersehbaren von Casagrandes psychoaktiven Algorithmen.

Die neun Bilder laden, wie die Gebetstafeln einer absichtslosen Religion, zur meditativen Betrachtung ein, zur Selbstreflexion und der Erkenntnis, dass wir kaum etwas davon wissen, wie wir denken und erst recht nichts davon verstehen, wie die Zukunft unseres Denkens aussehen kann. Mit Jan Casagrandes „Volumetric“-Serie haben wir einen Leitfaden für den Abstieg in unsere seltsamen Köpfe an der Hand.

Fynn Steiner

Voronoi Cubism (2018)

Unser Denken ist ein natürliches Ding! Stilisiert zu geometrischen Körpern ist es gelb, hellblau und bisweilen gar cremèfarben! Vergessen Sie die euklidische Metrik und polieren Sie stattdessen Ihr Wissen um Vergils Hexameter wieder auf. Es wird Ihnen nützlich sein, Jan Casagrande auf seiner Suche durch dreidimensionale Verwerfungen, harte Grenzwerte und enigmatische Schichtungen zu begleiten. Werden Sie Zeuge, wie er als Juwelier der Algorithmen die Mathematik der Schönheit verpflichtet. Seine kubischen Irrationalitäten, die hier unter Namen des russischen Mathematikers Georgi Feodosjewitsch Woronoi, als „Voronoi Cubism 1“ firmieren, sind sicherlich entfernte Verwandte seiner neunteiligen Serie Volumetric Noise – 5f, wenngleich sie eine andere Optik und Erzählung in sich tragen.

Die Serien sind einander gleich wie Vergils Aeneis Homers Odyssee ähnelt. Beide erzählen die Geschichte eines Aufbruchs zu einer Irrfahrt des Denkens, zu einer Herausforderung an Sinneswahrnehmung und Verstand. Eine der Besonderheiten von „Voronoi Cubism 1“ ist die feine Ziselierung, die unweigerlich an die Wüste Max Ernsts gemahnt, eine unwirkliche Traumlandschaft, aufgeheizt von mystischer Symbolik und trockener Ironie. Gerade wenn der Betrachter hier nichts sieht, fällt er zurück auf sich und die Frage nach seinen Sehgewohnheiten und die Art, wie er seinen Verstand für sich arbeiten lässt.

Die neun Bilder der „Voronoi“-Reihe sind eine flamboyante Einladung zum dreidimensionalen Schach, von dem übrigens nicht einmal Leonard Nimoy eine klare Regelvorstellung hatte.

Fynn Steiner